Wenn Liebe zur Gefangenschaft wird: toxische Beziehungen

Spätestens seit dem Fall Mockridge sind toxische Beziehungen in aller Munde. Doch was zeichnet eine solche Negativ-Beziehung aus und wie vermeidet man sie?
Pappschild mit der Aufschrift Love shouldn't hurt

Folgend werden die persönlichen Erfahrungen und Meinungen eines unserer Mitglieder von Viamor.de wiedergegeben...

Spätestens seit der Causa Luke Mockridge sind toxische Beziehungen ein heißes Thema. Du stellst dir nun vielleicht die Fragen: Wie vermeide ich es, in eine giftige Beziehung zu geraten? Wie reagiere ich am besten, wenn ich bemerke, dass ich mitten in einer solchen stecke? Und woran erkenne ich überhaupt, ob meine Beziehung toxisch oder normal ist?

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass die erste Frage gar nicht mal so leicht zu beantworten ist. Denn oft sind die Partner, die toxische Beziehungen verursachen, sehr gute Schauspieler und entpuppen sich erst im Laufe des Zusammenseins als giftig. Trotzdem gibt es ein paar Anzeichen, auf die du bei deinem Gegenüber achten kannst, um toxische Beziehungen zu vermeiden.

Partner, die sich im Nachhinein als schädlich erweisen, haben oftmals nur eine sehr geringe Empathie. Teilweise fehlt ihnen diese sogar vollständig. Sie sind also nicht in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen, aufmerksam zuzuhören oder mitzufühlen, wenn es anderen schlecht geht. Zwar führt nicht jeder Partner mit fehlender Empathie in eine toxische Beziehung, aber zumindest ist es ein erstes Indiz.

Nehmen wir mal an, du bist bereits in einer festen Partnerschaft und bist dir nicht sicher, ob es sich um eine toxische Beziehung handelt, dann habe ich hier ein paar Hinweise, woran du es erkennst: Oftmals wird von deinem Partner Liebe mit Leid verwechselt. Das heißt, dass dein Partner seine Bedürfnisse nicht auf die Art einfordert, dass du sie freiwillig und auf der Grundlage gegenseitigen Respekts und deiner Gefühle zu ihm oder ihr erfüllst. Vielmehr begibt dein Partner oder deine Partnerin sich in eine Opferrolle, die dazu führt, dass du aus Mitleid all das tust, was er oder sie von dir verlangt.



Typische Beispiele dafür in einer toxischen Beziehung sind etwa: Dein Partner erinnert dich daran, wie schwer er oder sie es in der Kindheit hatte und er oder sie sich nun von dir dies oder das wünscht, um darüber hinwegzukommen. Oder dein Partner sagt dir, dass er schon so viel für dich getan oder sogar geopfert hat, dass es das Mindeste sei, dass du nun auf seine Bedürfnisse eingehst.

Als Ursache für ein solches Verhalten und damit auch für die toxische Beziehung findet sich meist ein emotionaler Mangel in der Kindheit des giftigen Partners. Wer von seiner Familie, seiner Mutter, seinem Vater oder auch den Geschwistern nicht geliebt, sondern ausgegrenzt oder vernachlässigt wird, baut manchmal in emotionaler Hinsicht ein Defizit auf. Es ist sogar fast so, als hätte der Partner niemals gelernt, was Liebe eigentlich wirklich ist und wie sie funktioniert.

Toxische Beziehungen durch emotionalen Mangel in der Kindheit erkennst du daran, dass von deinem Partner keine bedingungslose und positive Liebe ausgeht. Statt dessen werden in der Beziehung Abhängigkeitsverhältnisse aufgebaut, die als Liebe fehlinterpretiert werden. Und du als der Gegenpart begibst dich dann - oft ohne es zu merken - mit der Zeit in eine Co-Abhängigkeit und unterstützt unbewusst das negative Verhalten deines Partners. Das führt dann natürlich dazu, dass die toxische Beziehung immer schlimmer wird.

Bevor ich dir erkläre, wie du dich aus einer toxischen Beziehung lösen kannst, möchte ich dir noch zwei weitere Anzeichen geben, die dir sagen, dass du mitten in einer solchen negativen Partnerschaft steckst und etwas unternehmen musst. Achte bei deinem Partner auf starke Stimmungsschwankungen und Sprunghaftigkeit. In toxischen Beziehungen gibt es oft keine klare Linie für das Miteinander. Der zerstörerische Partner wechselt häufig seine Prinzipien und auch die Regeln, nach denen euer Zusammenleben funktioniert bzw. eben auch nicht funktioniert. 

Das nächste Indiz ist eine nicht ausgelebte Sexualität oder unterschiedliche Sexualvorstellungen. Wenn ihr im Bett viel zu unterschiedlich seid, kann das sehr schnell in eine toxische Beziehung münden. Eine Zeitlang kann Verzicht auf befriedigenden Sex sicherlich funktionieren, doch irgendwann wächst die Frustration. Hat der Frust einen bestimmten Punkt erreicht, äußert er sich in Ventillösungen, die das Zusammenleben enorm belasten können. Es kann dann zu gegenseitigen Vorwürfen und sogar Beleidigungen kommen. Außerdem stirbt die emotionale und nicht sexuelle Liebe auch langsam ab und du schlitterst Stück für Stück in eine toxische Beziehung hinein.



Doch wie gehst du damit um, wenn du dich nun in einer toxischen Beziehung befindest und aus ihr ausbrechen willst? Nicht selten hat der nicht toxische Partner Angst davor, die Bindung aufzulösen, weil er oder sie glaubt, dass es negative Konsequenzen haben wird. Diese negativen Konsequenzen können zum einen sein, dass der Andere die Trennung nicht akzeptiert und es zu Streit, Ärger und vielleicht sogar noch schlimmeren Folgen kommt, als wenn man die toxische Beziehung einfach fortführen würde. Es kann aber auch sein, dass du denkst, dass dein Partner sich etwas antut, wenn du mit ihm Schluss machst, weil er ja ohnehin schon psychisch labil ist. Sonst wäre es ja schließlich auch gar nicht erst zu der toxischen Beziehung gekommen.

Aber ich kann dir sagen: Wenn du die toxische Beziehung nicht so früh wie möglich beendest, dann wird es nur noch schlimmer und du wirst niemals wirklich glücklich sein. Wenn du dauerhaft in einer solchen Partnerschaft gefangen bist, dann kann sich das auf all deine Lebensbereiche negativ auswirken. Du schläfst schlecht, bekommst gesundheitliche Probleme und hast keine Freude mehr an dem, was du tust. Zieh also einen Schlussstrich und triff eine Entscheidung.

Sobald die Entscheidung getroffen ist, übst du das Trennungsgespräch und machst dich innerlich stark dafür. Am besten führst du es an einem neutralen Ort und sagst dir selbst immer wieder, dass du dich nicht von deiner Entscheidung abbringen lässt. Sag deinem zukünftigen Ex-Partner dann aufrichtig, dass du einen neuen Weg gehen möchtest und er oder sie keinen Platz mehr darin hat. Zeige ihm oder ihr auch klare Grenzen, zum Beispiel, dass ihr euch nicht mehr sehen und nicht mehr sprechen könnt.

Wenn du willst, dass die toxische Beziehung wirklich völlig der Vergangenheit angehört, musst du dann auch wirklich alle Brücken hinter dir verbrennen. Du musst den Kontakt vollständig abbrechen. Keine Anrufe mehr, keine Nachrichten und auch nicht auf dem Social Media Profil des anderen stöbern. Zusätzlich solltest du das Umfeld der toxischen Beziehung meiden. Das heißt: Triff seine oder ihre Freunde erstmal nicht mehr, meide Orte und Aktivitäten, die ihr häufig zusammen besucht oder gemacht habt und versuche, nicht mehr über deinen Ex-Partner nachzudenken.



Sollte dein Ex das Ende der Partnerschaft nicht akzeptieren und dir nachstellen oder dich belästigen, dann ist es keine Schande, wenn du dir professionelle Hilfe bei einem Arzt, einem Psychologen oder einer anderen Stelle suchst und über die Auflösung deiner toxischen Beziehung sprichst. Gemeinsam könnt ihr individuelle Lösungsstrategien für deine Situation erarbeiten.

Ich hoffe für dich, dass du nie eine toxische Beziehung selbst erleben musst, sondern deine jetzige oder zukünftige Partnerschaft von echter Liebe erfüllt ist. Aber falls es dir doch einmal passieren sollte, so hoffe ich, dass ich dir ein bisschen helfen konnte und du bei deinem Partner auf mögliche Anzeichen achten kannst. Vergiss dabei aber bitte nicht, dass die Anzeichen nur Indizien sind und nicht zwangsläufig eine toxische Beziehung darstellen müssen. Ich wünsche dir alles Gute und vor allem ganz viel Liebe. 
Autor*in: Anonymes Mitglied von Viamor

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