Lebensformen der Zukunft - Die Sache mit dem Vertrag

Wie sehen Lebensformen der Menschen in Zukunft aus? Gibt es neue Modelle, die Sinn machen – und die wir noch gar nicht kennen? Schließlich funktionieren Partnerschaften in unserer heutigen Gesellschaft mitunter anders als früher. Hier ein Modellversuch, humorig formuliert.
Unterschrift auf einem Ehevertrag

Folgend werden die persönlichen Erfahrungen und Meinungen unseres Autors funman wiedergegeben...

Die Welt ist seit jeher im Wandel. Politische Systeme verändern sich, Monarchien werden zu Demokratien, die Rolle der Frau wurde (Gottseidank) neu definiert, wir Menschen ändern uns schon alleine wegen des zunehmenden Alters, Währungen ändern sich, jetzt sogar das Klima. Weshalb also soll sich nicht auch die Beziehung von Partnerschaften/Ehen ändern? 

Sie tut es seit ein paar Jahren sogar recht stark. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind längst kein Thema mehr, bei dem Leute die Nase rümpfen. Im Jahr 2017 wurde ein Meilenstein gesetzt und die „Ehe für alle“ gesetzlich erlaubt. Zuvor hatte auch der Deutsche Bundestag einem Gesetzentwurf zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts zugestimmt. Dass diese Entscheidung schon damals längst hinfällig war, beweist eine Zahl. Seither wurden über 65000 Ehen zwischen Menschen gleichen Geschlechts geschlossen. Ach ja, die sind übrigens laut Statistischem Bundesamt (Destatis) in etwa gleich verteilt – also jeweils die Hälfte davon Frauen und Frauen sowie Männer und Männer. 
Eine Anmerkung dazu am Rande. Wisst ihr, welches Land uns in Sachen Toleranz und Weltoffenheit klar voraus war? Dänemark.  Das kleine Land im Norden hatte 1989 als erste Nation überhaupt für gleichgeschlechtliche Paare die „Registrierte Partnerschaft“ eingeführt. Die Partner hatten dieselben Rechte und Pflichten wie Ehegatten, ausgenommen die Adoption. 



Was sich zudem ändert: Die Trennungsquote von Ehen nimmt eher zu als ab. Wobei die Geschiedenen früher eher mit einem gesellschaftlichen Stempel versehen wurden, nach dem Motto: „Öha, da stimmt doch was mit dem (oder der) nicht – der (die) ist ja schon geschieden!“ Auch diese öffentliche Wahrnehmung hat sich gedreht. Eine Scheidung ist in vielen Fällen kein Weltuntergangsdrama mehr. Und im besten Fall trennen sich zwei Menschen in einem einigermaßen akzeptablen Einvernehmen – und sprechen durchaus noch miteinander. Vor allem wenn es um das Wohl der gemeinsamen Kinder geht. 
Und schließlich ist auch die Liebe eines Menschen zu mehr als einem anderen Menschen kein Tabuthema mehr. Ok, diese Variante der praktizierten Lebensform ist nicht unbedingt an der Tagesordnung. Und viele, die davon hören, ziehen erstaunt die Augenbrauen nach oben und stellen unwillkürlich die Frage: „Äh, das soll funktionieren?“ Die Antwort lautet: Nicht immer, aber vielleicht immer öfter. Ja, es gibt ungezählte Beispiele, wo diese Lebensform tatsächlich funktioniert und keiner der Beteiligten auf der Strecke bleibt. Beispiele, die geprägt sind von Offenheit, Ehrlichkeit, gegenseitigem Respekt und einer hohen Toleranzquote.

Deshalb ist das Thema Partnerschaft, Zusammenleben, Liebe und Lust oder Gemeinschaft ein mehr denn je spannendes. Und zudem ein Thema, das nicht an Traditionen gebunden ist. Nicht alles ist gut und selbstverständlich, nur weil es immer so gewesen ist. 
Wie anfangs gesagt: Die Welt ist stetig im Wandel. Der Mensch auch. Die Frau auch. Der Mann auch. Diversität auch. Das alles hat auch ein stückweit mit Kreativität zu tun, neuen Ideen, Brainstorming. Ja, und deshalb bin ich unlängst mit einem Freund zusammengehockt und wir haben ein bisschen herumgesponnen. 

Es ging um Liebe, Lust, Laune, Erotik, Partnerschaft und um neue Ideen. Um kreatives Herumspinnen. Irgendwann beim vierten oder fünften Glas Wein sind wir fündig geworden bei einem konkreten Zukunftsvorschlag, was das Zusammenleben von Mann und Frau, Frau und Frau, Mann und Mann und und und betrifft. Wir kreierten die Idee der Partnerschaft auf befristete Zeit. 

Logisch ist das zunächst einmal eine Vision. Ob sie besonders doll und zukunftsträchtig ist? Keine Ahnung. Das weiß weder mein Freund, noch ich. Jedenfalls haben wir uns nach dem sechsten Glas stolz auf die Schultern geklopft und gefreut, so kreativ gewesen zu sein.
Also unser visionäres Modell funktioniert so: Zwei Menschen lernen sich kennen, sich gegenseitig mögend, sich liebend, wollen zusammen sein, vielleicht auch zusammen wohnen, und irgendwann schwören sie sich….ähhh nicht die ewige Treue, sondern ein Zusammensein laut des aufgesetzten Vertrags eben.
Der wiederum besagt, dass man sich fünf Jahre aneinander bindet. Wobei: Es könnte auch durchaus Verträge über drei oder vier Jahre geben. Oder über sechs und sieben Jahre. Was weniger Sinn machen würde, eigens einen Vertrag aufzusetzen: Eine gemeinsame Zeit über zwei Monate. Das können zwei Menschen zwar machen. Aber dafür muss man sich nicht hinsetzen und irgendein Dokument unterzeichnen. Das ist eher der Fall von Spontanität und einem Abmachen der Handschlag. Oder per Kuss. Im besten Fall per Zungenkuss. Einen eigenen Vertrag mit Unterschrift aber benötigt diese sehr begrenzte Zeit der Innigkeit nicht.
So, diese Ehe auf Zeit geht also ihren Weg und die Jahre vergehen und dann, nach ein paar Jahren geht der Vertrag vor Ablauf in die finale Phase. Am Ende der Zeit gibt es laut Idee meines Freundes und mir zwei Möglichkeiten: Beide Seiten lassen ihn entweder auslaufen – oder sie verlängern ihn um ein weiteres Jahr.

Ein Paar beim durchlesen ihres Vertrags
Solche Vertrags-Verlängerungen (wie sie ja auch in der mitunter bizarren Welt des Profisports vorkommen) sind insgesamt drei Mal möglich. Danach kann man auch einen Vertrag auf Unendlichkeit unterschreiben. 

Ganz, ganz wichtig: Wenn ein Vertrag ausläuft, gibt es keine Vorwürfe oder ein Nachtreten des einen gegen den anderen. Keine bösen Worte, keinen Groll, dass der eine womöglich nicht verlängern will. Der Vertrag läuft einfach aus. So wie das anfangs geregelt war. 



Möglich ist übrigens auch der Abschluss mehrerer Verträge. Allerdings muss der jeweilige Vertragspartner über die weiteren Vertragsabschlüsse informiert werden. Stichwort: Keine Geheimnisse, sondern Offenheit und Ehrlichkeit. Das sind dann die sogenannten Poly-Verträge. Auch die haben unterschiedliche Laufzeiten – und man/frau darf die Vertragsdauer frei wählen. Zwecks möglichen Verlängerungen….siehe oben.  

Alles klar? Nun ja, was rein theoretisch einen leichten Vertragskuddelmuddel verursachen könnte: Wenn mehrere Poly-Verträge überschneidend mit Personengruppen abgeschlossen werden. Also quasi menschliche Schnittmengen vorkommen. Da sind dann vielleicht doch leichte Irritationen vorprogrammiert. Auswege aus diesem Dillemma? Hmmmm, da haben mein Freund und ich an diesem besagten Abend keine wirklich überzeugenden Lösungsmöglichkeiten gefunden. 
Wir hatten da bereits das achte Weinglas, jeder von uns…. 😊 
Autor*in: funman

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