Polygamie und Polyamorie - ist da ein Unterschied?

Viele können die Begriffe Polygamie und Polyamorie nicht wirklich unterscheiden, doch gibt es hier einen gravierenden Unterschied. Ich erkläre euch, wo der liegt.
Drei Personen mit Eheringen

Polygamie ist in unseren Kreisen absolut negativ behaftet. Kein Wunder, ist sie in den meisten westlichen Ländern auch verboten. Obwohl das eigentliche Verbot eigentlich der Bigamie gilt. Polygamie hat sowohl in unserem Kulturkreis und unserer Religion nichts verloren. Doch so einfach ist es nicht.

So falsch es in unseren Augen ist, so richtig und normal ist Polygamie in anderen Kulturen. Dort wird diese auch heute noch öffentlich und absolut legitim praktiziert. Es bedeutet nichts anderes, als eine Vielehe. Polygamie bedeutet, dass Männer, aber auch Frauen, mehrere Ehemänner, oder auch Ehefrauen haben dürfen.

In unseren Breiten gilt die Monogamie als normal. In vielen afrikanischen Ländern aber ist das Ansehen jener Männer besonders groß, die legal mit mehreren Frauen verheiratet sind. Bedeutet das ja auch, dass er es sich finanziell leisten kann, mehrere Familien zu versorgen. Es ist nicht selten, dass aus diesen Familien mehrere Dutzend Kinder entstehen - und wer ein Kind hat der weiß, wie kostspielig das ist. 

Die Liebe zu zweit oder mit mehreren - Liebe in vielen Klassifizierungen


Bigamie ist ein Begriff, der ebenfalls bekannt ist. In diesem Fall ist ein Mann mit mehr als einer Frau verheiratet, oder eine Frau mit mehreren Männern. Es kommt immer wieder vor, auch wenn es verboten und strafbar ist.

Dieses Konstrukt aufrecht zu erhalten, vor allem, wenn die anderen Ehepartner nichts voneinander wissen, ist nicht einfach. Auch psychisch muss dies sehr schwierig sein. Dennoch hat Bigamie für manche einen besonderen Reiz. Man spricht hier auch von einem Doppelleben. Bigamie ist der Begriff für die verbotene Lebensform der Vielehe.

Polygamie hingegen ist der legale Begriff für dieses Partnerschafts-Konstrukt. In vor allem islamischen Ländern ist sie erlaubt und wird auch von allen akzeptiert und anerkannt. Hier wird nicht hinter vorgehaltener Hand getuschelt und ein großer Bogen um Menschen gemacht, die sich für eine Vielehe entschieden haben.



Auch in Amerika gibt es einige Regionen, in welchen Polygamie erlaubt ist. Unter den Mormonen ist dies ebenfalls nichts Unanständiges. Es gibt darüber sogar eine spannende Reality TV-Serie, bei der man einen Mann mit seinen verschiedenen Frauen begleiten kann.

Sie zeigen ihren Alltag und sprechen offen und ehrlich über ihre Gefühle, über die Vor- und Nachteile und auch über Emotionen wie Eifersucht, Liebe und Geborgenheit.
Polyamorie hingegen ist ebenfalls eine Lebensform, die zwar nicht verboten, aber dennoch von vielen nicht verstanden wird. Erzählst du in der Gesellschaft, dass du in einer Poly-Beziehung lebst, so kann es leicht sein, dass über dich die Nase gerümpft wird.

Polyamorie bedeutet, dass nicht die typische und traditionelle Partnerschaft zwischen zwei Personen geführt wird. In der Polyamorie leben einfach mehrere Menschen zusammen oder haben eine Beziehung miteinander. Sie sind zwar nicht miteinander verheiratet, ihre Liebe ist aber dennoch echt und ehrlich.

Es kann auch sein, dass hier in manchen Fällen die Sexualität eine größere Rolle spielt. So kann zum Beispiel eine dritte Person in der Beziehung sein, mit der andere sexuellen Vorlieben geteilt werden, als mit dem anderen Partner.

So lange diese Art der Beziehung für alle Beteiligten in Ordnung ist, sollte auch niemand darüber urteilen.

Der Unterschied zwischen einer offenen Beziehung und einer polyamourösen Liebesbeziehung liegt darin, dass in einer Poly Beziehung tatsächlich eine Beziehung geführt wird. In einer offenen Beziehung kommen Seitensprünge vor, es kommt zu One-night Stands und beide Partner sind ebenfalls damit einverstanden. In einer Poly Beziehung aber besteht eine Verbindung. Die Partnerschaft besteht lediglich nicht aus zwei, sondern aus mehreren Menschen. 

Polygamie - warum es funktionieren kann


Ich selbst habe nur Erfahrung mit Polyamorie, könnte mir aber durchaus auch Polygamie vorstellen, wenn diese erlaubt wäre. Das mag sich nun in manchen Ohren skurril und eigenartig anhören. Und ja, natürlich gibt es viele Dinge zu beachten. Doch eine Beziehung in Polygamie kann durchaus bereichernd sein.



Polygamie hat gegenüber der Polyamorie den großen Vorteil, dass diese erlaubt und gesellschaftlich anerkannt ist. Da wir aber leben wo wir leben, und nicht zu den Mormonen oder nach Afrika auswandern wollen, können wir nicht in legaler Polygamie leben. 

Ein Unterschied zwischen Polygamie und Polyamorie ist meist, aber auch nicht immer, dass in der Polygamie viele Frauen Sex mit einem Mann haben, aber nicht untereinander. Bei der Polyamorie aber herrscht die Liebe zwischen allen Personen. Alle Beteiligten lieben sich auf gewisse Weise, während bei der Polygamie die vielen Frauen eines Mannes, eher eine freundschaftliche und familiäre Beziehung haben. 

Da ich selbst ein Befürworter der Polyamorie bin, habe ich mich auch stark mit Polygamie befasst. Ich habe tatsächlich mit vielen, vor allem Frauen gesprochen, die in Polygamie leben. 

Gerade Frauen schätzen die Gemeinschaft und lieben es, mit anderen Frauen zusammen zu leben. Die Polygamie hat ihnen quasi viele Seelenschwestern beschert, mit denen sie jedoch auch einen Mann teilen.

Sie teilen sich jedoch in der Polygamie auch den Alltag, den Haushalt, die Sorgen, die Kindererziehung und auch die Finanzen. Frauen sagen oft, dass es auch für die Kinder traumhaft ist, in großen Familien mit vielen Geschwistern aufwachsen zu können.

Viele Frauen in polygamen Ehen schätzen es auch sehr, dass sie Frauen rund um sich haben, die sie verstehen. 

Natürlich kommt es auch hier zu Eifersucht. Vor allem, wenn der Mann eine neue Frau kennenlernt und diese vielleicht zusätzlich in das vorhandene Konstrukt bringen will. Das jedoch ist auch natürlich.

Es gibt jedoch auch polygame Ehen, in welchen Frauen weniger glücklich sind. Hier handelt es sich um jene, in welchen Männer die Frauen quasi als Statussymbol sammelt. Dies kommt vor allem in afrikanischen, islamischen Ländern vor. Wie in jeder Ehe sollte auch in der Polygamie immer jeder damit einverstanden sein, wie die Beziehung geführt wird. In manchen Ländern haben Frauen jedoch diesbezüglich kein Mitspracherecht. 

Dies ist unter anderem ein Grund, warum in der westlichen Welt Polygamie immer noch verteufelt und als schlecht angesehen wird. 



Polygamie und Polyamorie - das wichtigste ist Toleranz


Jeder hat das Recht selbst zu entscheiden, wie er oder sie leben möchte. Ich will für mich selbst verantwortlich sein und muss dies auch anderen Menschen zugestehen. Niemand kann in meine Schuhe schlüpfen und mein Leben für mich führen. Wenn sich jeder dessen bewusst wäre, dann könnte alles so viel einfacher sein.

Nur weil manche nicht verstehen, dass ich vielleicht mit drei Partnern glücklicher bin als nur mit einem, so bedeutet das nicht, dass ich mit meiner Überzeugung falsch liege.

Das schöne an der Polyamorie ist doch, dass jeder für jede Situation den Partner hat, der ihn vollständig erfüllt. Jeder der damit Schwierigkeiten hat, es akzeptieren zu können, sollte einmal darüber nachdenken. Toleranz ist hier das große Schlüsselwort. 
Autor*in: Anonymes Mitglied von Viamor

Weitere interessante Artikel: